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Die "Pille danach" oder: wenn Dir mangelndes Zykluswissen zum Verhängnis wird


Kommen wir zuerst zu den trockenen Fakten:


Seit dem 15.03.2015 ist die "Pille danach" frei verkäuflich, davor benötigten die Betroffenen immer eine Verordnung durch einen Gynäkologen / eine Gynäkologin.

Seit dem Einführen des rezeptfreien Verkaufes ist der Absatz beinahe um das Doppelte gestiegen.


Im Jahr 2019 wurde die "Pille danach" 877.000 Mal verkauft, nur 57.000 Präparate davon mit ärztlicher Verordnung. (Quelle: ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände)


Laut einer Umfrage (von 860 Apotheken nahmen 555 teil) der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) gibt die Mehrheit (38,2%) der Apotheken etwa 2-3x im Monat ein solches Präparat ab, und ein knappes Fünftel der Apotheken sogar 4-5x im Monat.


Nun wird es spannend:

Als Hauptgründe für die Nachfrage der "Pille danach" werden folgende Situationen geschildert:

  1. "Ich habe vergessen, die Pille einzunehmen."

  2. "Das Kondom ist geplatzt."

  3. "Ich hatte ungeschützten GV ohne Kinderwunsch."

Oft ist anscheinend die Scham der Mädchen/Frauen sehr groß, sodass in vielen Fällen zB. der Partner die "Pille danach" in der Apotheke besorgt. Jedoch ist es dann für den/die Apotheker/in recht schwer zu beurteilen, ob überhaupt eine Indikation für die Abgabe besteht.

Schließlich wissen wir Frauen selbst am Besten, ob wir gerade fruchtbar sind ... Oder doch nicht ???

Das Erschreckende an der Umfrage war für mich die Tatsache, dass knapp 45% der Apotheker/innen der Meinung waren, dass die Betroffenen über teils fehlerhaftes oder nur mangelhaftes Wissen über den eigenen Zyklus und fehlende Sexualkenntnisse verfügten!


In einem Land wie Deutschland, in dem Sexualkunde bereits im 4. und dann nochmal im 7. Schuljahr auf dem Lehrplan steht!


Ich möchte Dir daher in diesem Beitrag einen Leitfaden an die Hand geben, der Dir dabei helfen soll herauszufinden, wann und ob die "Pille danach" in deinem Fall sinnvoll ist oder nicht!


In diesen Fällen solltest Du Dich in der Apotheke zur "Pille danach" beraten lassen: (kein Anspruch auf Vollständigkeit)


Du hattest ungeschützten GV und

  • dieser liegt max. 120 Stunden/5 Tage zurück.


  • Du hast die Pilleneinnahme um mehr als 12 Stunden verpasst.(Beachte die individuellen Empfehlungen des Beipackzettels deines Präparates)


  • bist mindestens an Tag 6 deines Zyklus und Du hattest im letzten Zyklus einen Eisprung.


  • befindest Dich an Tag 1-5 deines Zyklus, Du hattest im letzten Zyklus keinen Eisprung bzw. dieser steht vermutlich noch bevor.


  • Du befindest Dich noch relativ am Anfang eines neuen Zyklus ("kurz" nach der Periode), bzw. vor dem Eisprung (vor LH-Anstieg) oder "während des Eisprungs" (während des LH-Anstiegs).

    • D.h. falls Du symptothermal verhütest (Temperaturmessung und Zervixsekretbeobachtung/Muttermundbeobachtung), konntest Du deine Kurve noch nicht auswerten und freigeben. Du vermutest, dass Du dich momentan in deiner hochfruchtbaren Zyklusphase befindest.

    • Anzeichen für die hochfruchtbaren Tage könnten sein: Temperatur-Tieflage, spinnbares Zervixsekret, erhöhte Libido etc.


Treffen einige dieser Punkte auf Dich zu, dann ab zur Apotheke!



In diesen Fällen kannst Du dir den Gang in die Apotheke sparen:


  • Du musst wissen, dass die "Pille danach" nur vor bzw. während des LH-Anstiegs wirkt, kurz nach dem Eisprung ist die Sache gelaufen. Da kann auch die "Pille danach" nichts mehr retten. Die einzige Funktion der "Pille danach" ist es nämlich den Eisprung hinauszuzögern. Bevor Du Dir also unnötig einer solchen Chemiekur unterziehst, solltest Du sicher sein, dass Dein Eisprung noch bevorsteht!

Wenn eine Befruchtung nicht mehr zu verhindern ist, der GV aber weniger als 5 Tage zurückliegt, könnte die "Kupfer-Spirale danach" eine Einnistung noch verhindern. Also ab zum Gyn!


  • Wenn der Eisprung bereits mehrere Tage zurückliegt, ist die "Pille danach" darüberhinaus vollkommen unnötig, weil die Eizelle zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr befruchtungsfähig ist. Dieses Zeitfenster dauert nämlich nur etwa 10-18 Stunden!


Zykluswissen und Beobachtung lohnen sich in jedem Fall!

Den Entwicklern der symptothermalen Methode bin ich daher sehr dankbar! Dahinter verbirgt sich eine hormonfreie Verhütungsmethode, die auf die Beobachtung verschiedener körperlicher Symptome und das Messen der Basaltemperatur (morgens noch vor dem Aufstehen) setzt.

Dadurch weiß Frau nämlich bereits vor dem GV, wie hoch die Gefahr ist, wenn eine Barrieremethode versagen sollte.

Und wenn Du ganz auf Nummer sicher gehen möchtest, unterlässt Du den ungeschützten GV an den hochfruchtbaren Tagen sogar ganz.

Richtig erlernt und angewendet sind einige dieser Methoden (v.a. "NFP nach Sensiplan") tatsächlich sicherer in der Anwendung als die Pilleneinnahme!


Pille ist nicht gleich Pille!!!

Sofern Du eine hormonelle Verhütungsmethode nutzt, solltest Du Dir bewusst machen, welches Präparat du verwendest.

Bei den meisten Kombipräparaten findet nämlich gar kein Eisprung statt und die Hormondosen sind meist so hoch gewählt, dass selbst beim Auslassen einer Pille (Zeitfenster um > 12 Stunden überschritten) die Gefahr für eine Schwangerschaft extrem gering ist! Außerdem wird meist das Zervixsekret negativ beeinflusst, das gilt vor allem auch für die Gestagen-Pillen (Minipillen), und bei solch schlechten Bedingungen sind Spermien kaum überlebensfähig! Sie können nur unter Optimal-Bedingungen 3-5 Tage im Körper der Frau "abwarten" um auf eine befruchtungsfähige Eizelle zu treffen.


Eine weitere Funktion der Kombipräparate der Pille ist die Hemmung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut, d.h. selbst wenn es zur Befruchtung gekommen sein sollte, ist die "Chance" sich in eine gut aufgebaute Schleimhaut einzunisten, für die befruchtete Eizelle seeeeehr gering!


Wie Du also festgestellt haben solltest, ist die Panik um eine ungewollte Schwangerschaft oft recht hoch, ohne das dies jedoch notwendig wäre.


Das Risiko für eine Schwangerschaft liegt pro gesundem Zyklus bei lediglich 20 - 30 %, und diese Zahl gilt lediglich für optimale Voraussetzungen bei Mann und Frau! D.h. sofern Du normalerweise die Pille nimmst, oder das Timing des ungeschützten GVs nicht blöderweise genau auf den Zeitraum des Eisprungs fällt, ist das Risiko schon einmal ziemlich reduziert!


Ich hoffe, Du siehst nun ein bisschen klarer und bist nun hochmotiviert, Dich ein bisschen genauer mit deinem Zyklus auseinander zu setzen.



Bei Fragen rund ums Thema "weiblicher Zyklus" stehe ich Dir gerne zur Verfügung und falls Du gleich tiefer in das Thema einsteigen willst, melde Dich gerne bei mir für ein kostenloses Vorgespräch zur Zyklusberatung oder meinem Beratungsangebot "Lerne Dich und Deinen Zyklus kennen".


Liebe Grüße,

Franzi



PS: Auch über Deine Unterstützung per PayPal freue ich mich sehr! Damit unterstützt Du meine Aufklärungsarbeit hier auf meinem Blog und auf SocialMedia.



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